Review: Nongshim Naengmyun

Meine Damen und Herren: da kommt er auch schon aus seiner Umkleidekabine, unter dem Arm wie immer die Suppenschüssel und die Essstäbchen. Man kann seine Anspannung förmlich bis hier oben in unsere Sprecherkabine spüren. Bisher gilt er als ungeschlagener Champion, jedoch haben wir schon öfters brenzlige Situationen erlebt. Und kaum betritt er die Arena kommt auch schon der Kampfrichter auf ihn zu und übergibt ihm den heutigen Gegner.

Ich habe mir sagen lassen, er stamme aus Korea und gilt dort als Nationalheld. Jedoch hat C. auch schon einiges an Erfahrung vorzuweisen, trat er doch schon mehrfach gegen Verwandte des heutigen Gegners an. Die Kampftechnik Naengmyun ist für C. zwar neu, aber eventuell kann er auch hier von seiner umfangreichen Bibum Myun-Erfahrung zehren.

Auf den Rängen ist jegliches Gespräch gestoppt, alles starrt gebannt auf C., der gerade seinen Gegner zum ersten Mal in den Händen hält. Mit geschickter Handbewegung dreht er den Gegner auf den Rücken und versucht die Zubereitungsanleitung zu finden. Doch treten bereits erste Schweißperlen auf seine Stirn: Koreanisch ist nicht seine Stärke und die Hoffnung, zumindest eine englische oder mit aussagekräftigen Bildern versehene Anleitung vorzufinden scheint momentan zerstört. Man hört ihn nur leise ein paar Zahlen murmeln, wahrscheinlich das einzige, was für ihn verständlich ist: „260 ml“, „800 ml“, „3“ … ist das schon das schnelle Ende nach technischem K.O. für den heutigen Kampf? Oh nein … ich sehe gerade: C. reißt den Gegner auf, um den Packungsinhalt zu erkunden: Er findet ein rundes Päckchen dunkler Buchweizennudeln vor, die er zunächst zu Seite legt – denn die hinterhältigen Taktiken seines Gegners liegen in drei unterschiedlichen Beilagentütchen, die sich ebenfalls vor ihm ausbreiten und genauso wenig wie die koreanische Zubereitungsanleitung brauchbare Informationen liefert. Zielsicher untersucht er die Tütchen, eines scheint eine Flüssigkeit zu enthalten, die anderen beiden trockene Bestandteile. Ratlosigkeit macht sich auf C.s Gesicht breit, auch ein weiterer Blick auf die Kringel und Striche der Zubereitungsanleitung helfen nicht weiter. Aber meine Damen und Herren: Ich habe mir sagen lassen, dass sich C. auf diesen Kampf durch eine gründliche Videoanalyse vorbereitet hat. Er reißt die Tüten auf, untersucht ihren Inhalt und versucht sein Wissen auf den Inhalt abzubilden. Sehen sie nur, wie zielsicher er die Sauce in seiner Suppenschüssel mit 260 ml kaltem Wasser verrührt und sogar noch Eiswürfel hinzugibt, während nebenan auf dem Herd weitere 800 ml Wasser zu kochen beginnen! Mit gekonnter Handbewegung gibt er Nudeln und das in einer der Tüten gefundene Trockengemüse in das kochende Wasser, während in der anderen Hand bereits das Nudelsieb bedrohlich über dem Geschehen schwebt. Doch erstaunlich auch, was der Gegner als Trockengemüse entgegen wirft: Für mich sieht das aus wie Kraut und … ja, sie werden es kaum glauben … Gurken!

Nur wenige (um genau zu sein drei) Minuten sind vergangen, momentan prüft C. mit seinen Stäbchen die Konsistenz der Nudeln, seinem Blick zufolge scheint er zufrieden zu sein. Nudeln und rehydriertes Trockengemüse landen im Nudelsieb und werden ohne Zögern mit kaltem Wasser konfrontiert – eine Technik, die C. durch die bereits erwähnte Videoanalyse kennen gelernt hat. Ein paar Sekunden lässt er nun das Wasser abtropfen und scheint den Kampf bald beenden zu wollen. Und so ist es: In die bereits vorbereitete Eis-Suppen-Mischung in der Schale werden die Nudeln gegeben, zudem wird der Inhalt der dritten und letzten Tüte, die – wie ich jetzt erst erkenne – Sesamsamen enthält, quasi wie Zuckerstreusel über alles gegeben. So etwas habe ich während der vielen Jahre als Kommentator auch noch nicht gesehen, meine Damen und Herren! Die Arena tobt vor Jubel und Freude, C. hat seine Essstäbchen gezückt und fängt sofort an, im Siegestaumel die durchaus nicht unlecker aussehende, eiskalte Nudelsuppe zu essen.

Plot:★★¼☆☆ 
Optischer Eindruck:★★★★★ 
Geschmack:★★★★★ 
Qualität:★★★★½ 
Insgesamt:★★★★¼ 
SUPER!

 

 

5 Kommentare zu “Review: Nongshim NaengmyunKommentar hinterlassen →

  1. Klingt ja nicht unlecker, vor allem, Kraut hätt‘ ich jetzt auch noch nicht bei den Dingern gesehen, wobei meine Erfahrungen ja eher zw. Soya- oder Zwiebelnudelsuppe, die eher gediegen in Sachen Zutaten unterwegs ist. Was ist den die Bewertungskategorie Plot? Anleitung etc?

  2. Übrigens erstaunt hat mich: Heiss Wasser kriegt man ja auch im normalen Büroalltag noch hin, aber Eiswürfel, liebe Trockenudel, hier beginnt ja schon bald das Jamie-Oliver-Programm! Kudos!

  3. Dieses Review ist wie Gehirnwäsche. Irgendwie komisch zu lesen. Achja die Bilder werden dazu nicht mehr abgerufen, wie bei ein paar anderen ganz unten im Archiv^^ (Also bei den ersten Einträgen der Seite)

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